Sangita Popat M.A.

Um diese grundlegenden Spannungsfelder haben sich im Laufe der Jahre immer mehr und tiefergehende Themen entwickelt. Konfliktmanagement gehört genauso dazu, wie Entspannungstechniken und Resilienz. Genauso gehört aber auch dazu die Beschäftigung mit Organisationsstrukturen, gesellschaftlichen Strukturen, besonders wie Rassismuskritik und Postkolonialität.

Ich navigiere all diese Querschnittsthemen innerhalb von allgemeinen Auftragskontexten. Genauso wenig wie Gender-Aspekte in Konfliktmanagementtrainings außen vor gelassen können, kann Diversität und auch Rassismus außen vor gelassen werden. Alles hat mit Kommunikation zu tun und um diese Kommunikation gelingen zu lassen, bin ich in verschiedene Themenbereiche noch tiefer eingetaucht.

Begonnen habe ich als Sprach-Dozentin vor über 30 Jahren schon während meines Grundstudiums für das Bundessprachenamt, die DSE und die AGEH. Ich hatte die Gelegenheit, Führungskräfte sprachlich und kommunikativ zu schulen – freiberuflich natürlich. Nach meinem Studium der Indologie, Politikwissenschaft und Orientalischen Kunstgeschichte war ich vor der Geburt meiner Kinder auch parallel als Projektmanagerin tätig. Während dieser Zeit, habe ich einige Erfahrungen gemacht, die meinen beruflichen Weg weiterhin geprägt haben.

Mir wurde klar, dass ich in der Erwachsenenbildung meine Stärken habe und gleichzeitg verlor ich die Illusion als Sprachdozentin genug Geld verdienen zu können. Auch die verschiedenen Facetten, die eine gelungene Kommunikation benötigt, fand ich konnte nicht nur über „Sprachunterricht“ abgedeckt werden. Außerdem wurde mir nach einiger Zeit auch langweilig, immer nur zu erklären, wie man auf Hindi „Guten Tag“ sagt oder pattern drills in Englisch einzuüben. Ich war noch eine ganze Weile als Dozentin an der Universität Bonn tätig, schrieb einen Hindi Intensiv-Kurs (freiberuflich natürlich) mit Baby im Arm und beschloss – mich richtig selbständig zu machen :-). Ich gründete die Einpersonen Firma ashada consult und plante als Mutter, Ehefrau und Freiberufliche mein Leben in eine gute Balance zu bringen.

Nachdem ich als Projektmanagerin oft an meine persönlichen und auch strukturellen Grenzen mit unterschiedlichen Führungsstilen gestoßen war, begann meine Reise über Fortbildungen und Erfahrungen als Trainerin und Coach. Auf Augenhöhe kommunizieren, über den Tellerrand schauen, sind relevante Erfolgsfaktoren – so meine Überzeugung damals wie heute. In vielen Fortbildungen und noch mehr Erfahrungen habe ich im abwechselnd Fortblidungen für Mensch und Organisation belegt, verdaut, verworfen, ausgebaut und einen persönlichen Stil entwickelt. Im Schnitt konnte ich pro Jahr zwischen 40 und 50 Tagen verkaufen, aber: nein, auch als Sprach-Dozentin, Mediatorin, Interkulturelle Trainerin, Konfliktmanagementtrainerin – irgendwas reichte immer noch nicht, irgendwie wollte ich mehr und besser und und und …..

Was fehlte? Heute denke ich, dass es zwar auch daran lag, dass ich als Mutter mit kleinen Kindern einfach nicht genug Zeit hatte. Die eigenen Beratungsprodukte zu vermarkten, alles gut vorzubereiten und nachzubereiten, zu verfeinern, mit den Tools und Methoden, Haltungen wirklich spielerisch umgehen zu können. Heute denke ich aber auch,, dass ich noch einiges zu Lernen hatte. In dieser Phase hatte ich überhaupt kein Gespür für gesellschaftlich Machtverhältnisse. Ich hatte in dieser Phase keine Worte für Vieles, was ich fühlte, schob Vieles auf meine Inkompetenz und bildete mich noch mehr immer weiter fort.

ashada consult, also ich:-), entwickelte sich zwischen Küche, Computer und Kunden zu einer „consultant“ für Unternehmensberatungen. Als Subunternehmerin für Unternehmensberatungen habe ich viele feine Konzepte umsetzen können. Dabei waren die Entwicklungen der Kunden auch immer ein Antrieb mich selbst weiterzubilden, um Mensch und Organisation gleichermaßen zu verstehen und fundiert begleiten zu können. Einen Teil des Erlernten wende ich nur in der Arbeit mit Einzelnen an. Vieles, was ich gelernt habe, befruchtet sich jedoch gegenseitig. 

Die verschiedenen Schleifen zu Schwerpunktthemen, Mensch-Organisation-Kommunikation-Sprache haben mein Verständnis für das was Menschen und Organisationen brauchen immer weiter verfeinert. Und quasi „zwangsläufig“ begann ich mich mit VUCA, Agilität, Design Thinking, New Work zu beschäftigen. Vieles durch Selbststudium und einiges in Zertifikatskursen. Vieles, was das agile mindset ausmacht, lebe ich als Mensch seit vielen Jahren: Enger Kontakt zu dem, was Kunden wünschen, hohe Leistungsbereitschaft, das Denken über Grenzen hinweg, die Bereitschaft, sich immer weiterzuentwickeln.

Die letzten Jahre haben durch Corona, den Mord an Georg Flloyd, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine viele Gewissheiten in Frage gestellt. Viele Dinge sind besprechbarer geworden, viele sind aber auch noch nicht angesprochen worden. Menschen und Organisationen betrachten sich Strukturen zunehmend auch unter einer machtkritischen Perspektive. Viele möchten an einer faireren Welt mitarbeiten und wie das gehen kann, ist natürlich vom Kontext und der Situation abhängig.

Kundenorientierung steht für mich an erster Stelle und bedeutet mehr, als Produkte zu verkaufen. Für mich heißt Kundenorientierung die Selbstverpflichtung, ethische Grundwerte einzuhalten. Jeder Mensch wird in all seinen Facetten respektiert. Die individuellen Potentiale werden gestärkt. Die unentdeckten Fähigkeiten nutzbar gemacht. Ressourcenorientierung ist ein wesentlicher Ansatz meiner Arbeit, nicht nur weil es effizient ist, sondern auch, weil ich damit meine Haltung zum Ausdruck bringen möchte.